Verein Alti Saga Parpan

Gschicht vor Saga

Die Baugeschichte
So ist auch die Geschichte der alten durch Wasserrad betriebenen einstelzigen Gattersäge in Parpan aufschlussreich. Hier zeigt sich die
Nützlichkeit der Wasserkraft des Stätzerbaches, die so der mechanischen Holzbearbeitung diente.

Besonders in Berggegenden zog man es bis in die neueste Zeit mit den erleichterten Transportbedingungen vor, das Holz mit der wasserbetriebenen Gattersäge im Dorf zu bearbeiten.

Durch eine Dendrolaboruntersuchung konnte die Erstellung der vorgängigen Säge auf 1824 datiert werden. Erstmals schriftlich erwähnt wird die Säge 1872 mit der Übernahme der Säge durch die Gemeinde Parpan von der Familie Pennini.

Eine Sanierung der Säge wird durch die Gemeinde Parpan 1921 beschlossen. Die Maschinenfabrik Georg Willy von Chur offerierte den Umbau. In der Gemeindeversammlung Parpan vom Juli 1922

wurde der Umbau genehmigt. Den Zuschlag für die Sanierung erhielt die Maschinenfabrik Georg Willy sowie die Zimmerei Hemmi aus Churwalden. Aus den Verträgen ist ersichtlich, dass es der Bauherrin wichtig war, den zukünftigen Säger bei der Montage der Mechanik mitwirken zu lassen. So konnte er sich schon während des Baus mit dem Werk vertraut machen.
Das gesamte Holzwerk der alten Säge wurde entfernt. Das noch intakte Holz des Abbruches wurde bei der Sanierung wiederverwendet. Weiter musste ein kleines Stück Mauerwerk neu verputzt werden. Um weitere Kosten zu sparen, wurde zuerst der Unterbau und die Gattersäge gebaut und installiert. 

So konnten sie damals die Gattersäge in Betrieb nehmen, um anschliessend das nötige Holzwerk für den Oberbau selbst mit gemeindeeigenem Holz zuzusägen. Die Gesamtkosten der Sanierung inklusive der Mechanik, die 1922 abgeschlossen wurde, betrugen 9’910.– Franken.

Weiter ist interessant, dass damals für die Grabarbeiten der Hochdruckleitung auswärtige und einheimische Arbeitslose angestellt wurden. Diese Hochdruckleitung wurde zur Speisung der
Turbine installiert. Das Wasser bezog man von der Trinkwasserversorgung der Gemeinde Parpan. Dies hatte zur Folge, dass bei hohem Wassergebrauch die Sägarbeiten eingestellt werden mussten, damit die Gäste des Hotels Alpina noch genügend Wasser zur Verfügung hatten.

Der Sägereibetrieb wurde 1969 eingestellt. Die Sägerei wurde ab diesem Zeitpunkt von der Gemeinde als Lagerraum verwendet. Das Gebäude befand sich im Jahr 2003 in einem erschreckenden Zustand. 

Da die Gemeinde nicht daran interessiert war, die Sägerei zu erhalten, wurde am 31. Mai 2004 der Verein „Alti Saga Parpan“ gegründet. Der Verein fand schnell viele Freunde und Unterstützer, die die Renovation der Sägerei ermöglichten.

Die Renovationsarbeiten konnten im Jahr 2004 begonnen werden. Mit der Einweihungsfeier im Juni 2006, wurden die Renovationsarbeiten abgeschlossen.

Der Baubeschrieb

Wer sich die Mühe macht, mindestens einmal rund um die alte Sägerei zu gehen, wird die Besonderheit des Gebäudes spüren. Die verschiedenen Anbauten lassen die vielen Veränderungen im Laufe der Zeit erahnen. Die Sägerei von Parpan war ein reines Zweckgebäude und darum schlicht gehalten. Sie steht direkt am Stätzerbach, an der Hauptstrasse neben der Fleischtrocknerei Brügger.

Typisch für die damalige Säge ist die grosse Öffnung zur Strasse hin. Diese diente dem ungehinderten Arbeitsablauf und Materialfluss. Die Seite gegen die Strasse ist mit vier doppelflügeligen Falltüren versehen, die durch Riegel geöffnet und geschlossen werden können. So konnte das Holz bequem ein- und ausgeführt werden.

Der Unterbau des Gebäudes ist gemauert. Das ganze Mauerwerk ist mit Zementmörtel verputzt. Die Riegelwände sind mit rohen Brettern verschalt, die so vor Wind und Wetter schützen. Nördlich und südlich hat es je eine doppelflügelige Tür, die der Wageneinfahrt und zum Sägen von Überlängen dient. Gegen Westen befinden sich zwei Fenster.

Das Dach ist mit Eternit Biberschwanzziegeln kupferfarbig gedeckt und beidseitig abgewalmt.

Im Untergeschoss befindet sich die Turbine und die Sägemehlbrücke mit Keller. Die Turbine ist so eingerichtet, dass die Regulierung der Leistung durch Öffnen und Schliessen des Wasserzulaufes geschieht. Diese Regulierung kann auch vom Sägeboden aus geschehen. Dadurch war der sparsame Verbrauch von Wasser gesichert. Die Gattersäge benötigte rund 4 Liter pro Sekunde. Die Düse ist so gerichtet, dass maximal 8.5 Liter pro Sekunde ausströmen konnte, was eine maximale Leistung von 10 PS ergab. Dank dieser Leistung konnte man parallel mit der Wagenfräse und der Gattersäge arbeiten. Um das heutige Wassernetz zu schonen, wurde im Zuge der Renovation von 2004 der Wasserantrieb durch einen Elektroantrieb ersetzt. Die originale Turbine ist jedoch im Untergeschoss ausgestellt.

Aus dem Kellergeschoss mit Turbinenraum und Sägemehlbrücke führt eine Treppe in die eigentliche Sägerei. Hier ist die Gattersäge freistehend. Sie besteht aus einem 8 Meter langen Wagen mit Spannbock sowie einer Gatterhalterung. Am Gatterbock sind die Steigsäulen befestigt, an denen sich das Gatter auf und ab bewegt. Beides ist aus geleimten Brettern gebaut. So konnten Verziehungen vermieden werden. Die Säge hat ein komplettes Schwunggeschirr mit zwei Schwungrädern. Die Riemengabel erlaubt es, vom Obergeschoss her die Riemen von der Leer- auf die Vollscheibe zu verschieben und damit das Gatter in Gang zu setzen oder anzuhalten. Dieses Gatter bewegt sich an zwei Stosssäulen. Das zu sägende Rundholz wird auf dem Wagen eingespannt und mit der Bewegung des Exzenters über den Wagenvorschub ruckartig nach vorne gestossen. Die auf der Gattersäge geschnittenen Bretter können auf der Bauholzfräse noch besäumt, das heisst parallel oder schräg abgekantet, werden. Der Antrieb der Fräse erfolgt vom grossen Riemenvorgelege im Keller. Die Wagenfräse liegt westlich neben der Gattersäge.